Ein Überblick über die besten kostenlosen Indoor Cycling Plattformen soll dir zeigen, welche Apps am Markt sind und worauf du achten musst.

Gratis Indoor Cycling: die besten kostenlosen Apps im Netz

Regen, Kälte, viel zu kurze Tage und Wege voller Laub und Matsch: Egal wie enthusiastisch man als Radfahrer oder Radfahrerin ist, der Winter bringt nicht nur Freude, wenn man auf zwei Rädern unterwegs ist. Jetzt könnte man das Rad einmotten und einfach bis zum Frühling aufs Radfahren verzichten, aber über die kalte Jahreszeit immer wieder die Form zu verlieren, ist nicht die Lösung. Wer schon auf den ersten sonnigen Strecken im Jahr mit guter Fitness glänzen möchte, wer sogar Trainingspläne auf dem Rad verfolgen will, und wer einfach vom Radfahren nie genug bekommt, kann das seit ein paar Jahren auch virtuell tun – per smartem Rollentrainer. Solche Indoor-Workouts zogen sich früher, ohne jede Ablenkung oder Motivationshilfen, wie Kaugummi. Hörbücher, Musik oder TV lenkten vom eintönigen Treten in immer gleicher Position ein wenig ab, aber die Trainingseinheiten gingen gefühlt lange nicht so schnell vorbei, wie die Tour mit Gleichgesinnten auf spannenden Strecken oder gar ein Rennen. Darüber belastet Indoor Cycling die Kontaktstellen des Bikers und der Bikerin zum Rad deutlich mehr als Fahren im Freien. Selbst ganz ohne Bodenwellen oder Unebenheiten leidet manch einer indoor mehr, weil sich falsche Fahrradsättel und Fahrradgriffe oder die gesamte Sitzhaltung gravierender auswirken. Bei stoischem Sitzen in der immer gleichen Position auf dem Smarttrainer spürt man schlecht passende oder wenig ergonomische Teile am Rad eher. Neben der Optimierung der Sitzhaltung bleibt hier manchmal nur der Satteltausch. 

Training ohne Interaktion

Altgediente Radfahrer und Radsportlerinnen erinnern sich an die Zeit, als man sich durch Drehen am Widerstandsrädchen des wackeligen Heimtrainers wortwörtlich eigenhändig mehr oder weniger Qual zufügen musste. Komplexe Trainingseinheiten stellte man sich, wenn überhaupt, selbst zusammen, oder man fuhr eine kontinuierliche Belastung – sehr langweilig. Damit das Trainingsgerät von sich aus Tretwiderstand und Trittfrequenz variierte, und so viel mehr Abwechslung in die Trainingseinheit brachte, dazu mussten erst elektrisch gebremste Ergometer auf den Markt kommen. Diese modernen Heimtrainer ahmten das Belastungsprofil einer typischen Ausfahrt nach. Das Rollentraining oder Indoor Cycling fühlte sich damit wie von einem Trainer oder der Topografie vorgegeben und somit spannender an, aber hatte immer noch wenig mit einer kurzweiligen Fahrt durchs Gebirge oder die heimischen Wälder zu tun.

Von der Eintönigkeit zur Trendbewegung

Etwa Mitte der 2000er erfolgte ein Riesenschritt in der Entwicklung des Indoor Trainings. Sowohl die wertigen Fahrradergometer als auch die Rollentrainer – das sind Widerstandsrollen mit variabler Bremsleistung zur Montage am normalen Fahrrad – erhielten eine Schnittstelle zum heimischen Computer und damit eine Anbindung an Steuerungssoftware und das Internet. Damit war man, was die Trainingssteuerung angeht, nicht mehr nur auf die mit dem Trainingsgerät kommende Software beschränkt. Parallel sprossen die ersten zugehörigen Dienste aus dem Boden des World Wide Web. Die verarbeiten die am Rollentrainer gemessenen Leistungsdaten und haben umgekehrt Einfluss auf den erzeugten Tretwiderstand. Indoor Cycling wurde interaktiv! Hersteller Tacx bot in den ersten Jahren sogar einen Lenksensor fürs Vorderrad an, damit wurde das Fahrrad zu einer Art Eingabegerät für virtuelle Welten, wie ein Controller fürs Computerspiel. Die Lenkfunktion hat sich nicht durchgesetzt, das übernimmt in den allermeisten Fällen der Computer, es ist aber mit wachsendem Realismus in den Softwares damit zu rechnen, dass die Möglichkeit zu lenken wieder Einzug erhält.

Smarttrainer erobern die Trainings-Community

Das Angebot und die technischen Finessen der Rollen- oder, wie sie dank der Interaktionstechnik jetzt heißen, Smarttrainer, haben eine riesige Vielfalt an Modellen und technischen Finessen hervorgebracht. Bei Wahoo besteht zum Beispiel ein Komplettset neben dem Trainer selbst aus einem Lift für die Gabel, der bei virtuellen Steigungen den Anstellwinkel des Rades simuliert, einem Ventilator, der einem je nach Fahrgeschwindigkeit mehr Luft ins Gesicht bläst und einem Steuerungselement, das in der virtuellen Welt zwar kein freies Lenken aber zumindest Spurwechsel ermöglicht. Mit steigender Realitätsnähe der Geräte wurden auch die Apps immer besser. Smarttrainer und Apps simulieren den Radsport immer besser.

Mann sitzt auf Indoor Cycling Rad.

Rollentraining mit Zwift, eine ganz neue Welt

Zwift ist die aktuell bekannteste App und war auch eine der ersten, die die virtuelle Realität im Computer und den Smarttrainer verknüpft haben. Mittlerweile sind mit Bkool, Rouvy, FulGaz, MyWhoosh oder Kinomap viele sehr unterschiedliche Anbieter für Indoor Cycling Apps dazugekommen, aber die meisten eben nicht kostenlos. Obwohl alle Plattformen vorrangig zur Motivation und Unterhaltung bei Fahrradworkouts zuhause gemacht sind, Aufmachung und Funktionen sind bei den Anbietern, ganz gleich ob kostenlos oder gebührenpflichtig, spürbar unterschiedlich. Vier grobe Unterscheidungen kann man hier treffen:

Realvideos mit und ohne Avatar: Anbieter wie die kostenlose App ErgVideo, wie Kinomap und FulGaz benutzen auf besonders attraktiven und realen Fahrradrouten aufgezeichnete Videos, teils sogar in UHD-Qualität. Aus der Ich-Perspektive fährt man die Strecken ab, je nach App und Modus passt sich die Abspielgeschwindigkeit der getretenen Leistung an. Wem das an Motivation nicht reicht, die meisten Anbieter solcher Videostrecken ermöglichen die Einblendung eines vorausfahrenden Avatars, den man im Stile einer Augmented Reality jagen oder ihm nur nachfahren kann. Auch Gruppenevents sind damit möglich.

Trainingsapps: Rein um Fitnessziele geht es bei den Plattformen, die ohne Darstellung von Strecken oder Avataren auskommen wie TrainingPeaks, Golden Cheetah und Trainerroad. Zur Motivation und Steuerung von Trainingseinheiten bereiten sie die Messdaten vom Smarttrainer eher grafisch wissenschaftlich auf, dazu hat der Radsportler*innen stets alle Intervallzeiten und Leistungswerte sowie Trittfrequenz und Puls im Blick. Dazu bieten sie im Allgemeinen die meisten vorgefertigten Trainingsverläufe. Virtuelles Entertainment gibt es nicht.

Virtuell nachgebaute Kurse und Strecken: Die Mischform unter den Plattformen stellen Bkool oder bei den kostenlosen Indoor Cycling Apps VirtuPro oder Rolla World dar. Mit mehr oder weniger Detailverliebtheit haben die Programmierer*innen hier echte Strecken mit entsprechender Topografie, Flora und Sehenswürdigkeiten digital nachgebaut. Das wirkt mehr oder weniger echt, hat aber den Vorteil, dass man mehr Einfluss nehmen kann als in Realvideos. So können einem häufiger andere Fahrer und Fahrerinnen auf den Kursen begegnen, langweiligere Teile der Strecke herausfallen oder sich das Wetter oder Licht gewollt ändern. 

Virtuelle Welten: Als direkte Konkurrenz zu Zwift mit ähnlich frei erdachten Szenerien gibt es derzeit maximal MyWhoosh, wenngleich die in ihrer Gestaltung deutlich näher an real existierenden Landschaften sind. Man radelt in den zwei Apps als Avatar durch Fantasiewelten. Die reichen von nicht existenten aber echt anmutenden Trainingsstrecken bei MyWhoosh bis hin zu futuristischen und surrealen Umgebungen in Swift. Da man bei der Streckengestaltung von so etwas wie Topografie nicht mehr abhängig ist, kann man eher die Landschaft dem Trainingsplan oder Trainingsziel anpassen als andersherum. Außerdem lassen sich Wettbewerbe komplett frei und damit spannend gestalten.

Was nutzen die besten kostenlosen Indoor Cycling Apps?

Kurz gesagt: Sie bringen Spaß und Motivation! Wie eingangs beschrieben kann sich Rollentraining bei jedem Leistungsstandard wie Gummi ziehen, während Gruppenfahrten oder Touren in der Natur vergehen wie im Fluge. Dank Smarttrainer und einer App für virtuelles Training kommt man diesem Gefühl schon relativ nah. Indoor Cycling transformiert sich durch solche Cycling Apps nicht nur zu weniger monotonem bis stupidem Training, sondern wird zu einem eigenständigen Erlebnis. Bekannte, spektakuläre oder berühmte Strecken via PC-Monitor nachzufahren, verkürzt die Trainingszeit gefühlt sehr, Interaktionen mit anderen Fahrer*innen bringen sogar das Feeling echter Rennen in die eigenen vier Wände. Hier liegt auch das größte Potenzial von Newcomer MyWhoosh auf diesem Sektor. Durch die schnell wachsende Basis an Mitgliedern findet man auf dem frei gestalteten Terrain stets Mitfahrer*innen, Konkurrent*innen oder einfach andere Menschen in Form ihres Avatares.  
MyWoosh ist seit 2024 sogar offizieller Partner des Weltsportradverbandes UCI und die Plattform, auf der die offiziellen Meisterschaften im Indoor Cycling ausgetragen werden, Zuvor war das Branchenprimus Zwift.

Frau auf Indoor Cycling Rad

Braucht man unbedingt einen Smarttrainer fürs Indoor Cycling?

Wie erwähnt ist der bidirektionale Datenfluss zwischen Smarttrainer und der App als steuerndes Element nötig. Zur Ermittlung von Tretleistung und -frequenz würde auch ein am Rad verbautes Powermeter wie ein SRM oder Garmin Vector Pedal funktionieren, ohne das gegenläufige Signal, wie hart der Smarttrainer bremsen muss, kann man aber die spannendsten Funktionen der Indoor Cycling Apps nicht nutzen. Der Windschatten anderer Fahrer*innen im Rennen oder Steigungen hätten zumindest keinen spürbaren Effekt auf das Training.  
Und nur dank dieser gegenseitigen Wirkung zwischen Rolle und Software taucht man beim Rollentraining erst wirklich in die virtuelle Welt ein und kann buchstäblich vergessen, wo man ist. Wie gut diese Welten gemacht sind und wie leicht man sich darin verlieren oder davon motivieren lassen kann, hängt mehr von den Apps als von den Smarttrainern ab. Hier gibt es neben den oben skizzierten vier Realitätsstufen noch die Unterscheidung in kostenlose und kostenpflichtige Apps. Die ohne Abokosten haben wir im Folgenden aufgelistet, für die kostenpflichtigen gibt es einen separaten Artikel.

Welche ist die beste kostenlose Indoor Cycling App?

Das Angebot unter den kostenlosen Apps fürs Indoor Cycling ist kleiner als bei denen mit Gebühren. Wirklich mit den Bezahldiensten wie Zwift, Rouvy, Trainerroad, Systm oder FulGaz mithalten können nur MyWhoosh und VirtuPro. Bei den beiden muss man sich allerdings wundern, warum sie trotz ihrer Qualität kostenlos sind und die Frage stellen, wie lange das noch so bleibt. Andere haben Potenzial, müssen sich aber erst noch entwickeln. Wer also nach maximalem Entertainment sucht, ist bei den beiden richtig. Wenn es nicht den vollen Funktionsumfang der Top-Apps braucht, bei den meisten Rollentrainern beziehungsweise Smarttrainern ist im Lieferumgang die Trainings-App des jeweiligen Herstellers inklusive. Dabei handelt es sich aber durchweg um abgespeckte Versionen oder um die Testvarianten mit freiem Zugang über wenige Monate. Elite hat hier seine MyETraining App, Garmin die Tacx Training App und auch Wahoo verspricht beim Kauf eines Smarttrainers, dass man ihre hauseigenen Plattformen wie Sufferfest und FulGaz reinschnuppern darf.

Das sind die besten kostenlosen Indoor Cycling Apps

MyWhoosh

virtuelle Kunstwelten mit Avataren ähnlich der Realität, ~1.000 km Strecken, noch wenig User*innen
Einschränkungen: extra exklusive Funktionen für ~ 3 € / Monat
Unterhaltungsfaktor: 5 (von 5)
Trainingsfunktionen: 3 (von 5)

Rolla World

Landschaftsgrafik auf Gaming-Niveau, wenige Strecken und User, großes Potenzial
Einschränkungen: keine
Unterhaltungsfaktor: 4
Trainingsfunktionen: 2

VirtuPro

virtueller Rennsimulator mit echtem Tour-Profifeeling, hochmotivierende Atmosphäre
Einschränkungen: nur unter Windows 10 und 11
Unterhaltungsfaktor: 5
Trainingsfunktionen: 2

Golden Cheetah

hochwissenschaftliche Trainingsdatenplattform, eigene Videos nachfahren
sogar für Linux-Version
Unterhaltungsfaktor: 1
Trainingsfunktionen: 3

TrainingPeaks (TP) Virtual

Kostenloses Add on zur Online-Coaching Plattform TrainingPeaks, realistischer Avatar in virtueller Welt
Einschränkungen: nur für TrainingPeaks Abonnent*innen kostenlos
Unterhaltungsfaktor: 3
Trainingsfunktionen: 4

CycleGo

Standalone App, virtuelle Einheiten mit Instruktor und motivierender Musik in simplenKunstwelten
Einschränkungen: Premium Version für 10 USD pro Monat
Unterhaltungsfaktor: 2
Trainingsfunktionen: 2

ErgVideo

mittels Helmkamera gedrehte Mitfahrten mit Profi-Biker*innen, keine Steuerung der Rolle
Einschränkungen: läuft nur auf Windows 10
Unterhaltungsfaktor: 2
Trainingsfunktionen: 1

Garmin Connect

Direkte Steuerung des Smarttrainers aus dem Garmin-Bikecomputer
Einschränkungen: nur mit Garmin- bzw. Tacx-Geräten
Unterhaltungsfaktor: 1
Trainingsfunktionen: 2
Nahaufnahme von einem Herrensattel auf einem Indoor Cycling Rad

MyWhoosh

Diese bisher völlig kostenlose App ist wohl der Herausforderer für Platzhirsch Zwift, das knapp 20 Euro pro Monat kostet. In der App fährt man durch aufwendig gestaltete Welten, die mit exklusiven Ausnahmen deutlich näher am Realbild sind als bei Zwift. Auch bei MyWhoosh wird das Thema Interaktion großgeschrieben, nicht nur das virtuelle Publikum reagiert auf die Avatare auf der Strecke, über die Tastenpfeile oder ein anderes Eingabegerät, kann man die Spur wechseln und auf Befehl räkelt sich der Avatar oder gibt taktische Handzeichen, sehr realistisch und gleichzeitig ein wenig verspielt – nicht ganz so wie das Vorbild Zwift. Die Bildqualität sieht spitze aus, obwohl es zusätzlich eine extra HD-Version gibt, die aber wohl sehr gute Grafikkarten erfordert. Die stetig wachsenden, aktuell 1.000 Kilometer Streckennetz sind über die komplette Welt verteilt, viel davon sieht nach arabischem Raum aus, da kommt die App her. Mit der entsprechenden Finanzpower wurde MyWhoosh mittlerweile sogar offizielle UCI-Weltverbands-App für Onlinerennen. Wettbewerbe gibt es lange nicht so viele wie bei den arrivierten Apps, die Community ist zu klein. Noch, denn Funktionen wie Sprachchats mit Mitfahrer*innen und mehr und mehr Events ziehen gerade viele User*innen ab. Trainingsfunktionen auch zum selbst designen und geleitete Spinningkurse gibt’s obendrauf. Selbst, wenn MyWhoosh in Zukunft Beiträge einführt, wäre die App immer noch lohnend!

Rolla World

Klein aber fein könnte man die recht neue App Rolla World nennen. Virtuelles Streckennetz und Funktionsumfang sind bei weitem nicht auf dem Level von MyWhoosh oder Wahoo X beziehungsweise Systm aus der Reihe der Bezahldienste. Dafür liefert das Designteam die vielleicht attraktivste Optik, sowohl was die realistisch gestaltete Umgebung angeht, aber auch die Avatare sehen wie reale Sportler und Sportlerinnen aus und verhalten sich ähnlich. Sport- und nicht Radler*innen, denn es gibt im Gegensatz zu den meisten anderen auch laufende Avatare. Für das tolle Bild braucht es keinen teuren Gaming-Rechner, denn die Grafik entsteht auf dem Server von Rolla und wird wie ein TV-Stream live heruntergeladen. Sein digitales Ego kann man kreativ gestalten, ebenso eigene Events kreieren, denn Rolla World ist ein Multiplayer Onlinegame. So etwas wie eine Community gibt es noch nicht, das ist aber wie bei allen das Ziel. Wie bei RGT Cycling ist ein Mobiltelefon zusätzlich zum PC nötig, über das alle Eingaben gemacht werden. Diese Rolla-App ist im Ursprung eher eine Art Fitness- und Schlaftracker, das Indoor Cycling ist eher ein Zubrot, dafür aber super gemacht. Wer keine Onlinerennen fahren möchte, sondern einfach dem Reiz der virtuellen Landschaft erliegen will, in einem Winter sieht man sich in der Rolla World nicht satt.

Mann sitzt auf Indoor Cycling Rad.

VirtuPro

Zur Rennsimulation VirtuPro gibt es noch nicht so viele Stimmen im Netz, wie man bei der professionellen Aufmachung denken würde. Knapp 90 Etappen von Radrundfahrten oder große Radrennen wurden nachgestaltet, in VirtuPro radelt man in der Avatar-Perspektive in einer realistischen Rennumgebung gegen Mitstreiter*innen, die von der künstlichen Intelligenz gesteuert werden. Sie tragen Trikots ähnlich oder teils identisch denen im Tour-Peloton, am Streckenrand stehen animierte Fans, die fleißig anfeuern, überholende Profis drehen sich nach einem um, das wirkt sehr real, wenngleich die Lenkbewegungen etwas eckig sind. Am vorausfahrenden Avatar wird die Windrichtung und damit der Windschatten dargestellt – für echtes Radsport-Gefühl. Man kann im Zeitfahrmodus aber auch allein auf der Strecke unterwegs sein. Im Team-Modus ist man der Kapitän beziehungsweise die Kapitänin einer Mannschaft und kann den virtuellen Kolleg*innen Anweisungen zu taktischem Verhalten geben. Und als wäre das nicht genug, es gibt neben den realistischen Nachbauetappen auch reale Streckenvideos, auf denen man sich mit anderen User*innen messen kann, nicht interaktiv, dafür muss man nicht zur gleichen Zeit online sein wie die Konkurrenz. Mit all diesen Wettkampfdetails dürfte es fast schwerfallen, auf VirtuPro mal entspannt vom Rollentrainer zu steigen. Das Rennfeeling provoziert zu Auspowern!

ErgVideo

Dieser Dienst gehört nur eingeschränkt zu unserer Sammlung, denn die Streckenvideos haben keinen Einfluss auf den Smarttrainer. ErgVideo-Sequenzen werden immer als Mitfahrt von einer Helmkamera gedreht, um die Ego-Perspektive herum befinden sich ein oder mehrere Profiradfahrer*innen auf Trainingsfahrt. Deren zu jedem Moment getretene Leistung wird genauso ins Video eingespiegelt, wie die eigene auf dem Smarttrainer. Der Sportler oder die Sportlerin muss fortwährend versuchen, die beiden Werte durch mehr oder weniger hartes Pedalieren gleich zu halten. Schafft man weniger, fällt man aber nicht zurück. Das hat den Vorteil, dass man auch mit deutlich weniger Power mit einer professionellen Gruppe mithalten kann. Es hat aber den Nachteil, dass man stets die Werte im Blick haben und darauf reagieren muss. Außerdem ist der Anreiz, sich zu schinden, kleiner. Das Gleiche gilt für vorgegebene oder selbst zusammengestellte Trainingsprogramme. Man muss seine Leistung selbstständig erhöhen, der Smarttrainer ändert den Widerstand hier nicht. Es braucht mehr Motivation, um seine Ziele zu erreichen. Die Oberfläche von ErgVideo wirkt nüchtern bis altbacken, auch die Qualität der Videos ist schlechter als bei Kinomap oder Bkool zum Beispiel, die kosten dafür monatlich. Wer mal virtuell Gruppenfahrten mit Profis erleben oder in einem Rennen mitfahren will, kann das mit ErgVideo, der technische Aufwand ist gering, das Erlebnis verglichen mit Mitbewerbern aber auch.

Nahaufnahme von einem Frauensattel auf einem Indoor Cycling Rad

Golden Cheetah

Diese Software zum Download ist eine extrem aufwendig und sehr wissenschaftlich gestaltete Möglichkeit, sein Training auch über reines Radfahren hinaus auszuwerten. Die Plattform könnte, was den Funktionsumfang angeht, fast mit dem kostenpflichtigen Tool TrainingPeaks mithalten, die Bedienung und auch die Darstellung ist aber eher etwas für Sportwissenschaftler*innen und benötigt viel Einarbeitung. So etwas wie einen Spaßfaktor soll in den neuesten Versionen der Plattform die Möglichkeit, eigene Actionvideos in einem Fenster der App darzustellen, einbringen. Zusätzlich muss ein gpx-ähnliches Dokument hochgeladen werden, damit steuert Golden Cheetah während des Trainings den Rollentrainer. Die Videoqualität hat man damit in der Hand, dafür ist die Auswahl an Strecken minimal. Es gibt wohl auch eine Möglichkeit, ErgVideo-Material und die Rollensteuerung von Golden Cheetah zu kombinieren, aber der Aufwand ist in Anbetracht der nutzerfreundlicheren Konkurrenz übertrieben groß.

CycleGo

CycleGo ist eine App, die ohne Konnektivität zum Rollentrainer oder Indoor Bike funktioniert, eine bluetooth oder ANT+ Anbindung ist weder in der kostenlosen noch in der Bezahlversion möglich. Der durch eine recht simpel gehaltene virtuelle Welt radelnde Avatar zeigt durch Gesten oder Symbole in seiner Nähe an, ob man auf dem Trainer Druck geben, die Frequenz erhöhen, die Haltung verändern oder sprinten soll. CycleGo ist mehr ein Spinningkurs mit gut ausgesuchter Musik und motivierenden Ansprachen als ein smartes Rollentraining. Man beobachtet den Avatar und versucht, ihm nachzufahren oder zu kopieren. In der kostenlosen Version gibt es ausreichend Basistrainings, für die Planung müsste man zahlen. Die Bedienung ist einfach aber für strukturiertes Training dann doch etwas simpel – ohne Community und Fremdsteuerung des Smarttrainers auch in Sachen Entertainment.

Mann auf Indoor Cycling Rad

TrainingPeaks Virtual

Wer bereits Kunde oder Kundin bei TrainingPeaks ist, kann ohne Mehrkosten die „Virtual“ Erweiterung nutzen. Die ist bis auf den Gaming-Charakter sehr nah an Zwift und dem Wahoo-Kosmos, da der Entwickler ehemaliger Zwift-Mitarbeiter ist. Die Grafiken der virtuellen Welt sind ansprechend, aber lange nicht so detailreich und vor allem umfangreich wie bei anderen Apps, es ist eher eine gute Ablenkung als hochtechnisches virtuelles Biken. Details findet ihr im Artikel über kostenpflichtige Indoor Cycling Apps, die kostenfreie Erweiterung betrifft wohl nur recht wenige User*innen, die bereits einen Account für TrainingPeaks besitzen.

Garmin Connect

Auch diese Plattform passt nicht hundertprozentig zur Kategorie kostenlose Indoor Cycling Apps, denn es ist eher die Zusatzfunktion eines Radcomputers von Hersteller Garmin. Die Navigationsfunktion solch eines Computers kann sozusagen rückwirkend ausgeführt werden. Dann zeichnet der Computer die aktuelle Trainingsstrecke nicht nur auf, sondern gibt auch heruntergeladene oder aufgezeichnete Touren wieder. Mit dem Smarttrainer gepaart passt der die Widerstände dann entsprechend der Topografie auf der Originalroute an – man tritt also gegen sich selbst an. Ein Video oder eine Animation gibt es nicht, nur die Kartenansicht auf dem Bikecomputer und die Darstellung des Höhenprofils. Wäre es die einzig kostenlose Indoor Cycling Lösung, wäre Garmin Connect eine Bereicherung des Trainings von zuhause aus, mit der Konkurrenz von VirtuPro, Rolla World und vor allem MyWhoosh spricht für die App nur, dass man keinen PC oder Laptop braucht.

Welche kostenlose Indoor Cycling App passt zu Dir?

Eine App fürs Indoor-Training muss begeistern. Ob mit Optik, Atmosphäre, Funktionen oder Community ist erst einmal völlig egal. Die entsprechenden Angebote ohne monatliche Kosten sind, bis auf die große Ausnahme MyWhoosh, zwar mit etwas weniger Aufwand zusammengestellt, müssen sich aber nicht hinter den kostenpflichtigen Pendants verstecken. Ganz besonders die Optik, Akustik und das Rennfeeling von VirtuPro wären uns sogar den einen oder anderen Euro wert, und mit größerer Commuity würde sich auch das Streckennetz und das Angebot an Interaktionen noch erhöhen lassen. Überraschenderweise holen sich die Anbieter entgangene Einnahmen aus Gebühren nicht über nervige Werbung wieder. Ob MyWhoosh mit der Platzierung von Markennamen, zum Beispiel von Radherstellern auf den virtuellen Rahmen, etwas verdient, wissen wir nicht, sie geben der Optik aber sogar mehr Realität. Wie lange die finanzkräftigen Araber ihre Plattform noch komplett kostenfrei halten, auch das ist fraglich, derzeit ist MyWhoosh aber im Kosten/Nutzen-Faktor nicht zu schlagen. Und auch diese App würde mit mehr Usern nochmals an Attraktivität gewinnen. 
Es ist tatsächlich verwunderlich, wie kostenfreie Angebote solch eine Qualität halten können. Zum Ausprobieren und zum Finden persönlicher Vorlieben sind die Anwendungen ohne Gebühren auf jeden Fall die Alternative. Wenn man die Welten oder Videos dann doch mal auswendig kennt, könnte man immer noch wechseln. Oder man geht von voreherein zweigleisig ans Indoor-Training heran, zum Beispiel mit einer Kombi aus VirtuPro für Belastungen und der Bezahl-App Rouvy für kurzweiliges Ausdauertraining. Man sollte auf jeden Fall jeden Typus App mal ausprobiert haben, bevor man sich festlegt, oft ziehen Details einen in Bann, die man gar nicht erwartet hätte. Hauptsache ist, die Langweile und Monotonie auf der Rolle sind vorbei!

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