Viele Männer fragen sich, ob Radfahren der Prostata oder ihrer Potenz schadet. Diese Sorge ist nicht unbegründet, denn der Druck auf den Damm- und Genitalbereich beim Fahrradfahren kann unangenehm sein und zu gesundheitlichen Beschwerden führen. In diesem Artikel klären wir, ob und wie Radfahren die Prostata beeinflusst, welche Faktoren eine Rolle spielen und wie die richtige Wahl des Sattels und eine optimale Sitzposition möglichen Problemen vorbeugen können.

Wie beeinflusst Radfahren die Prostata?

Beim Radfahren wird ein großer Teil des Körpergewichts auf den Fahrradsattel übertragen. Infolgedessen berichten Radfahrer oftmals – vor allem sportliche Radler, die lange Strecken zurücklegen – von Taubheitsgefühlen im Genitalbereich. Diese resultieren aus langem, starkem Druck auf Nervenbahnen, die in diesem Bereich verlaufen und diesen sensorisch und motorisch ansteuern." Zumeist lassen derlei Beschwerden schon nach Stunden, manchmal aber auch erst nach zwei bis vier Wochen, dafür meist ohne dauerhafte Schädigung nach“, sagt Dr. Uwe Nierkerken, Oberarzt der Urologie am Marienhaus-Klinikum in Neuwied.  
Im Extremfall kann der erhöhte Druck auf den Damm zu negativen Auswirkungen auf die Prostata führen. Studien zeigen jedoch, dass regelmäßiges Radfahren nicht zwangsläufig schädlich ist. Folgende Faktoren minimieren das Risiko: 

  • Richtiger Sattel: Ein ergonomisch gestalteter Sattel, der speziell für Männer entwickelt wurde, kann den Druck auf den Damm reduzieren und somit auch die weiter im Inneren gelegene Prostata entlasten. 
  • Sitzposition: Eine korrekte Sitzposition verteilt das Körpergewicht gleichmäßig und vermindert den Druck auf empfindliche Bereiche. Mit der Fitting Box von Ergon wird die richtige Einstellung zum Kinderspiel.  
  • Fahrtechnik: Regelmäßige Pausen und das Wechseln der Sitzposition während langer Fahrten können ebenfalls helfen, den Druck zu verringern.
Mann fährt mit dem E-Bike über eine Landstraße.

Expertenmeinung: Was sagen Urologen und Ergonomen?

Dr. Uwe Niekerken, Urologie-Oberarzt und Fahrradexperte, erklärt und entwarnt: „Die Prostata sitzt direkt unter der Harnblase und, durch einige andere Strukturen geschützt, relativ weit entfernt von der Haut des Sitzbereichs. Unmittelbarer Druck durch jedwedes Sitzen, auch beim Radfahren, ist somit nicht gegeben.“

Tatsächlich werden in diesem Zusammenhang oftmals Ursache und Wirkung verwechselt oder vermischt. Weniger ist es so, dass Prostatabeschwerden durchs Radfahren entstehen, wohl aber können sie durch die Belastung des Radfahrens gefördert werden. „Es gibt Hinweise darauf, dass Radfahrer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Prostatitis (Entzündung der Prostata) haben“, erklärt Dr. Kim Tofaute, Sportergonom und Bikefitter. „Einige Studien zeigen auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Prostatakarzinoms. Eine Ursache für ein erhöhtes Risiko können hierbei Verletzungen im Dammbereich sein. Daher sollte vorsorglich und erst recht bei Beschwerden auf eine geringe Belastung des Dammbereichs durch die Wahl des richtigen Sattels und eine optimale Sitzposition geachtet werden. Letztlich sind die positiven Effekte des Radfahrens deutlich größer als die selten auftretenden Probleme. Hier sind vor allem positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, den Blutdruck und den Stoffwechsel zu nennen. Also fahrt Rad! Und wer Probleme hat, sollte einen Urologen konsultieren."

Welche Risiken gibt es?

Obwohl Radfahren zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet, gibt es einige Risiken, die beachtet werden sollten: 

Erhöhter PSA-Wert: Der PSA-Wert ist eine wichtige medizinische Richtlinie zur Früherkennung von Prostatakrebs. Intensives Radfahren kann kurzfristig den PSA-Wert erhöhen, was zu Fehlinterpretationen bei Prostatakrebs-Screenings führen kann. Es wird empfohlen, vor solchen Untersuchungen mindestens 24 Stunden auf intensives Radfahren zu verzichten.  

Druckschmerzen und Taubheitsgefühle: Längerer Druck auf den Damm kann zu Taubheitsgefühlen und Schmerzen führen. Diese Symptome sollten ernst genommen und durch Anpassung des Sattels oder der Sitzposition behoben werden.

Ein Fahrradfahrer nutzt den GP1 Evo Griff von Ergon. Der Lenker des Fahrrads ist zu sehen, mit einer ländlichen Landschaft im Hintergrund.

Vorteile des Radfahrens für die Gesundheit

Trotz der genannten Risiken überwiegen die Vorteile des Radfahrens: 

  • Verbesserte Herz-Kreislauf-Gesundheit: Regelmäßiges Radfahren stärkt das Herz-Kreislauf-System und reduziert das Risiko für Herzkrankheiten. 
  • Gewichtsreduktion: Radfahren ist eine effektive Methode, um Kalorien zu verbrennen und das Körpergewicht zu kontrollieren. 
  • Stärkung der Muskulatur: Besonders die Beinmuskulatur wird beim Radfahren trainiert. Darüber hinaus unterstützt Ausdauersport, und somit eben auch Radfahren, das psychische Wohlbefinden.
Mann auf Touringrad

Der richtige Sattel: Worauf sollten Männer achten?

Ein gut passender Sattel ist beim Rad fahren entscheidend, um Taubheitsgefühle im Genitalbereich oder Prostatabeschwerden zu vermeiden. Hier einige Tipps zur Auswahl des richtigen Sattels: 

  • Ergonomische Form: Wähle einen Sattel, der speziell für die männliche Anatomie entwickelt wurde und eine Aussparung oder Vertiefung im Dammbereich hat. Alle Ergon Sättel werden nach geschlechtsspezifischen, ergonomischen Prinzipien designt und konstruiert. 
  • Größe und Breite: Der Sattel sollte breit genug sein, um das Körpergewicht gleichmäßig zu verteilen, aber nicht zu breit, um Reibung zwischen Oberschenkel und Sattel zu vermeiden. Mehr Informationen dazu findest du auf unseren Ergonomie-Seiten. 
  • Polsterung: Eine ausgewogene – perfektes Verhältnis aus Stauchhärte und Rückstellfähigkeit – Polsterung erhöht den Komfort und reduziert den Druck auf empfindliche Stellen. Gerade in Bezug auf die Prostata gilt: Die Einsinktiefe (zu regulieren über die Schaumhärte) sollte so gewählt werden, dass die tiefliegenden Strukturen der Prostata nicht unnötig belastet werden. Die Sitzknochen sind dazu da, Druck abzuleiten. Daher darf die Polsterung auch nicht zu weich gewählt werden.
Nahaufnahme vom Core Sattel.

Tipps zur richtigen Sitzposition

Die richtige Sitzposition kann ebenfalls dazu beitragen, den Druck auf die im Sitzbereich liegenden Strukturen und somit auch auf die tiefer liegende Prostata zu minimieren. Beachte folgende Punkte: 

Höhe des Sattels: Der Sattel sollte so eingestellt sein, dass die Beine fast durchgestreckt sind, während die Ferse auf dem Fahrradpedal in seiner tiefsten Position ruht. Das Becken muss dabei zwingend gerade (waagerecht) auf dem Sattel lagern. 

Neigung des Sattels: Generell sollte der Sattel waagerecht eingestellt werden, um nicht den Körperschwerpunkt zu beeinflussen. Letztlich soll der Sattel den Druck nur ableiten, nicht jedoch auf Arme und den Rumpf umverteilen. Eventuell kannst du aber die Sattelnase eine Winzigkeit abwärts neigen, um weniger Druck auf den Dammbereich auszuüben. 

Position des Lenkers: Der Lenker sollte so positioniert sein, dass du eine entspannte und leicht nach vorn geneigte Haltung einnehmen kannst. 

Für mehr Informationen haben wir hier ein FAQ-Video für dich zum Thema Sattel und Sitzen.

Mann fährt mit E-Bike über einen Feldweg.

Fazit: Schadet Radfahren der Prostata und den Strukturen im Sitzbereich?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Radfahren nicht zwangsläufig der Prostata und den umliegenden Strukturen schadet, sofern einige wichtige Punkte beachtet werden. Mit der richtigen Ausrüstung, insbesondere einem passenden Sattel, einer optimalen Sitzposition und der Beachtung der Fahrtechnik, können die meisten Männer ohne Bedenken radeln. Es ist jedoch wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und bei auftretenden Beschwerden einen Facharzt aufzusuchen.

Vor- und Nachteile des Radfahrens für die Gesundheit

 

Vorteile Nachteile 
Verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit Erhöhter PSA-Wert bei intensiver Belastung 
Hilft bei der Gewichtsreduktion Druckschmerzen und Taubheitsgefühle 
Stärkt die Muskulatur Mögliche Beschwerden bei falscher Sitzposition 

 

Für weitere Informationen zur Auswahl des richtigen Sattels besuche unseren Saddle Selector, oder schaue dir alle Sättel von Ergon an. Zur Bestimmung der optimalen Sitzposition haben wir die Ergon Fitting Box entwickelt.

Frau und Mann fahren mit Mountainbikes durch Gelände

Meinung vom Fachmann

Dr. Uwe Niekerken, Urologie-Oberarzt des Marienhaus-Klinikums in Neuwied, betont: "Die Sorge, dass Radfahren generell schädlich für die Prostata ist, ist unbegründet. Mit der richtigen Ausrüstung und Technik können Männer bedenkenlos in die Pedale treten und die vielen gesundheitlichen Vorteile des Radfahrens genießen."

Radfahren ist bei richtiger Ausübung ein gesunder und angenehmer Sport. Informiere dich über die richtige Ausrüstung und Sitzposition, um deine Gesundheit zu schützen und das Radfahren in vollen Zügen zu genießen.

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