Rucksack oder Hüfttasche? Hier scheiden sich die Geister der MTB-Szene. Für die einen ist eine Hüfttasche eine Art Befreiungsschlag, für die anderen ein absolutes No-Go. Während sich die Ergon-Downhill-Fraktion streitet, ist unser Autor unentschlossen. Eine kontroverse Diskussion.

MTB-Rucksack oder Hüfttasche

Bis vor kurzem war der Fahrradrucksack bei Mountainbikern noch gesetzt, kein Wenn und Aber – ein Muss! Mittlerweile hat sich jedoch ein neues Transportmittel unter den Bikern breitgemacht – die Hüfttasche. Für die einen mag es ein befreiendes Gefühl sein, ohne Schulterriemen zu biken, für die anderen ist es ein Stilbruch. Irgendwie auch verständlich. War es nicht (der Leser muss nun beachten, dass der Autor dieser Zeilen Mitte der 1960er Jahre geboren wurde) jenes Bauchtäschchen, das sich wie ein Alien um die Bierplauze des deutschen Mallorca-Urlaubers der 90er Jahre krallte, um, so gut es geht, den Bereich der sonnengeröteten Haut zwischen dem Rudi Völler-DFB-Trikot und dem viel zu knappen Arena-Badeslip zu bedecken. Zugegeben, die modernen MTB-Hüfttaschen trägt man nicht wie seine Vorgänger aus den 90ern auf dem Bauch, sondern auf dem unteren Rücken, trotzdem ist das ein Bild, dass sich für immer in unser Babyboomer-Gedächtnis gebrannt hat.

Doch es ist wie so oft im Leben – irgendwann gewöhnt man sich an alles, sogar an Hipbags bei eigentlich coolen Mountainbikern. Und dann kommen einem auf einmal nur noch die ganzen Vorteile in den Sinn. Vor allem auf kurzen Fahrten und Touren oder der Feierabendrunde sind die hippen Täschchen perfekt, denn für Windjacke, Multitool, Minipumpe, Kartusche, Energieriegel, Autoschlüssel und Handy reicht der Stauraum allemal. Bei vielen Modellen lässt sich sogar noch eine Trinkblase unterbringen, so wie beim BA Hip Pack von Ergon, für den es mit der BH 150 sogar eine spezielle 1,5 Liter-Trinkblase samt Trinkschlauch gibt. 

Verzichtet man auf das Trinksystem, weil man zum Beispiel einen Flaschenalter am Mountainbike hat und darin  eine Trinkflasche mitnimmt, bekommt man im Hauptfach der Ergon-Bag gut und gerne bis zu vier Liter Transportvolumen unter. Man sollte jedoch aufpassen und die Hüfttasche nicht zu vollstopfen, denn, wenn es mehr als vier Kilo werden, kann es unangenehm an der Hüfte ziehen. Wer weniger Gepäck mitnehmen möchte, findet beim BA Hip Pack noch ein weiteres sehr nützliches Feature – einen Drehverschluss, mit dem sich die Tasche mit nur einer Hand komprimieren lässt, sodass der Inhalt vor allem bei technischen Abfahrten nicht wild in der Tasche umherfliegt. Apropos wild und technisch – der BA Hip Pack verfügt zudem über Haltestraps, mit denen die Knie- und Ellenbogen-Protektoren unter dem Bag befestigt werden können, sodass auch ein Abstecher in den Bikepark jederzeit möglich ist.

Innenfach des BA Hip Packs

Mehr Bewegungsfreiheit

Beim direkten Wechsel von Rucksack auf Hipbag kann es zu einem Aha-Erlebnis kommen. Im ersten Moment vermittelt es einem durchaus ein erleichterndes Gefühl, weil man mehr Bewegungsfreiheit hat und keinen Druck durch den Gurt auf der Schulter spürt. Zudem wird die Wirbelsäule entlastet, das Gewicht auf die Hüfte verteilt und so näher an den Körperschwerpunkt gebracht. Ein gehöriges Plus an Beweglichkeit und Balancegefühl lassen dich über Wurzel- teppiche und verblockte Trails zirkeln, als wäre es der Donauradweg zwischen Passau und Wien. 

Für perfekten Halt sorgt der breite, durch Netzeinsätze belüftete Hüftgurt, der ebenfalls mit einer Hand nachgespannt werden kann und somit die zweite Möglichkeit zur Kompression bietet. Außerdem beherbergt er noch eine Tasche für dein Handy. Mit seinem ergonomisch gepolsterten Rückenteil gewährleistet die Tasche in jeder Fahrsituation einen stabilen, ergonomischen Sitz – auch bei einem echten Test im anspruchsvollen Gelände. Ein weiterer Pluspunkt ist die uneingeschränkte Erreichbarkeit der Fächer, denn man muss die Tasche nicht wie einen Rucksack abnehmen, um an die kostbare Fracht zu gelangen. Einfach von hinten nach vorne verschieben und man kann in ihr rumwühlen, als hätte man sich einen Bauchladen umgeschnallt.

Doch während man noch vor Glückseligkeit strahlt und zufrieden in seiner Hüfttasche rumkramt, kann ein plötzlicher Wetterumschwung dafür sorgen, dass der Gemütszustand von einem Moment zum anderen ins Gegenteil umschlägt. Denn für Wechselklamotten haben die Hipbags in der Regel nicht viel übrig. Wer Glück hat, bekommt allenfalls eine dünne Wind- oder Regenjacke unter, mehr geht nicht. Und auf einmal rückt der altgediente MTB-Rucksack wieder in den Fokus.

Frau und Mann fahren mit Mountainbikes durch Gelände

Alles Wichtige an Bord

Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Mit einem Fassungsvermögen von rund 10 bis 20 Litern haben die mittelgroßen, sogenannten Daypacks, wie zum Beispiel der BX2 Evo und BX3 Evo sowie der BA2 und BA3 von Ergon auf ausgedehnten Mountainbike-Touren im Vergleich zur Hipbag klar die Nase vorn. Hier bekommst du alles unter, was dich auf Tour in den Bergen oder in unwegsamem Gelände fernab der Zivilisation vor bösen Überraschungen bewahrt: Handy, Verpflegung, Pumpe, Kartusche, Werkzeug, Tools, Funktionsbekleidung, Erste-Hilfe-Set, und in vielen Fällen, wie zum Beispiel beim BA2 und BA3 auch noch einen Rückenprotektor. Außerdem gelingt die Lastenverteilung generell im Rucksack besser als in einem Hipbag.

Damit man der ganzen Ausrüstung Herr wird, verfügen Ergon-Rucksäcke über top organisierte Taschen und Fächer. So hat man Handy, Werkzeug, Ersatzschlauch und erste Hilfe-Set stets sicher verstaut und jederzeit sofort griffbereit. Ein Extrafach am Rücken bietet beim BA3 und BA2 Platz für den BP 100-Rückenprotektor und die Trinkblase BH300 – das passende Trinksystem für längere Fahrten, wenn du mehr Flüssigkeit mitnehmen willst und nicht planst noch eine zusätzliche Trinkflasche mitzunehmen. Außerdem sind diese beiden Modelle zusätzlich noch mit einem Fach für Halbschalen- und Vollvisierhelme ausgestattet, was besonders die Enduro-Piloten anspricht, die gerne mal mit beiden Helmen unterwegs sind.

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Perfekte Passform

Auch was den Tragekomfort angeht müssen Ergon-Rucksäcke den Vergleich mit den Hüftbeuteln nicht scheuen. Das mehrfach ausgezeichnete, vierfach verstellbare Tragesystem mit dem ergonomischen Rückenteil lässt sich easy und exakt auf jede Rückenlänge von XS bis XL einstellen. Für den perfekten Sitz sorgt das patentierte Lastkompressions-Prinzip „Adaptive Carrier System“, wodurch sich der Rucksack ergonomisch ideal auf die anatomischen Voraussetzungen jedes Fahrers abstimmen lässt. Mithilfe der flexiblen Aluminium-Formschiene schmiegt sich das gepolsterte Rückenteil ebenfalls perfekt an jede Körperkontur. Auch die selbst justierenden Schultergurte sind beweglich und passen sich optimal der Körperform des Bikers an. Der breite Hüftgurt kann selbstverständlich ebenso wie beim BA Hip Pack auf die gewünschte Länge gekürzt werden. Ergänzt wird das Tragesystem durch einen stabilisierenden Brustgurt, der zusätzlichen Halt bei technischen Abfahrten gibt.

Wem der Rucksack immer noch zu groß ist und das Hip Pack zu wenig Schutz bietet, dem sei noch der Ergon BP1 Protect ans Herz gelegt. Dieser minimalistische Backpack schließt die Lücke zwischen Protektoren-Rucksack und reinem Rückenprotektor – für alle, die eigentlich auf der Suche nach einem Wirbelsäulenschutz für den Bikepark sind, aber nicht auf Werkzeug und Trinkblase, oder Windjacke verzichten wollen. So klein, dass er sogar unterm Trikot getragen werden kann.

3 MTB Fahrer fahren einen Trail hinunter

Fazit

Hier haben wir für dich die wichtigsten Vor- und Nachteile der beiden Systeme noch einmal zusammengefasst.

 

Vorteile

HipbagRucksack
  • Mehr Bewegungsfreiheit
  • Mehr Stauraum
  • Keinen Druck und keine Reibung auf den Schultern durch Schulterriemen
  • Bessere Lastverteilung
  • Insgesamt weniger Gewicht
  • Auch geeignet für größere Trinkblasen
  • Bessere Belüftung durch geringere Auflagefläche
  • Rückenschutz bei einem Sturz
  • Leichter zugängliche Taschen
  • Mehr Stabilität und Halt in technischem Gelände

  

Nachteile

HipbagRucksack
  • Gewöhnungsbedürftiger Style
  • Weniger Bewegungsfreiheit
  • Gesamtes Gewicht lastet auf der Hüfte
  • Verstärkte Schweißbildung auf dem Rücken
  • Kein Rückenschutz bei Stürzen
  • Schlechtere Erreichbarkeit des Inhalts
  • Zu wenig Stauraum für längere Touren
  • Verstärkter Druck auf den Schultern
  • Keine Möglichkeit einen zweiten Helm zu befestigen
  • Schultergurte können Hautirritationen verursachen
  • Kein Platz für einen Ersatzakku (E-Bike)
  • Kann bei steilen Abfahrten in den Nacken rutschen und den Helm nach vorne schieben

 

Auch bei Ergon wird dieses Thema heiß diskutiert – hier die Meinung unserer beiden Gravity-Dudes Alex „Bränschi“ Brantsch und Sascha Bamberg alias „Bam Hill“:

Alex Brantsch / Pro Hipbag 

Die Hüfttasche ist für mich die erste Wahl bei kurzen und längeren Tagestouren. Ich habe immer alles Werkzeug dabei und darüber hinaus gibt es, zumindest bei unserem BA Hip Pack, die Möglichkeit mit den Tragegurten unterhalb des Packs, Dinge wie Knieschoner, Regenjacke, etc. mitzunehmen. Die einzelnen Fächer ermöglichen mir immer den Überblick zu behalten und in einem Handgriff an alles, was ich brauche, ranzukommen. Dadurch, dass der Hip Pack kleiner am Rücken aufbaut als ein Rucksack, schwitzt man weniger. Auch beim Gravelbiken gefällt mir die Hüfttasche wegen dem geringeren Gewicht und der kleineren Auflagefläche besonders gut. Das spezielle Gurtbefestigungssystem ist nicht nur dafür da, um den Hip Pack beim Bergabfahren stabil zu halten. Wenn ich es nach dem wilden Ritt mit einer Hand löse, bietet es mir mehr Komfort und weniger Kontakt zum Rücken was mich wiederrum nicht so stark schwitzen lässt.

Alex Brantsch: Produktentwickler in der Ergon F&E-Abteilung – Allesfahrer mit dem Hang zum Bergab-Shredden und der Liebe zum Trailbau.
Alex Brantsch: Produktentwickler in der Ergon F&E-Abteilung – Allesfahrer mit dem Hang zum Bergab-Shredden und der Liebe zum Trailbau.

Bam Hill / Pro Rucksack

Der Rucksack und vor allem der BA2 sowie der BA3 sind meine erste Wahl, um die wichtigsten Utensilien, wie Werkzeug, Jacke, Kamera, Essen und Trinken immer auf dem Trail dabei zu haben. Im Vergleich zum Hip Pack kriege ich in den BA2 sogar eine große Spiegelreflex-Kamera oder wie beim BA2 und BA3 Protect einen zweiten E-Bike Akku, und das Gewicht wird dabei gleichmäßig auf dem Rücken über Schultern und Hüfte verteilt. Das Beste: In den Rucksack lässt sich ein Protektor integrieren, der bei Stürzen meine Wirbelsäule schützt, sich angenehm an den Rücken anpasst und verhindert, dass spitze Gegenstände unangenehm werden können. Mit ihrer vierfach verstellbaren Rückenlänge und den anpassbaren Schultergurten lassen sich Ergon Rucksäcke perfekt auf jeden Rücken einstellen, egal ob Mann oder Frau, dick oder dünn, groß oder klein.

Sascha Bamberg: Ergon-Video Producer – Freerider, Dirtbiker und Fahrtechnik-Experte.
Sascha Bamberg: Ergon-Video Producer – Freerider, Dirtbiker und Fahrtechnik-Experte.

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