MTB-Rucksack richtig einstellen – Ob Transalp, Mehrtagestour oder Tagestour – hier findest Du eine praktische Anleitung zur optimalen Anpassung!

MTB-Rucksack richtig einstellen

Packtaschen, Bikepacking-Equipment oder Fahrradrucksack? Wie man seine sieben Sachen beim Radfahren unterbringt, ist ausnahmsweise keine Glaubensfrage, sondern eher abhängig von der jeweiligen Raddisziplin. Im Bereich Mountainbike haben sich die Rucksäcke durchgesetzt, hauptsächlich um das Handling des MTB nicht durch Anbauten und veränderte Gewichtsverteilung zu beeinflussen. Das bedeutet aber auch, dass das Gewicht von Ersatzschlauch, Dämpferpumpe, Regenjacke, Protektoren und oder Proviant dem Fahrer oder der Fahrerin aufgelastet werden müssen.

Das sind immerhin fünf bis maximal dreißig Liter Packvolumen oder zwei bis etwa zwölf Kilo Gewicht– verteilt auf einen Hüft- und zwei Schultergurte. Das kann selbst mit gutem Rucksack viel Fahrspaß kosten, wenn man vergisst, den MTB-Rucksack richtig einzustellen. Dabei spielt es beim Tragekomfort nur eine untergeordnete Rolle, ob für eine Tagestour, Mehrtagestour oder den Bikepark gepackt wird.  

Ein schlecht sitzender oder unergonomischer Rucksack sorgt für Verspannungen, Scheuerstellen und kann durch die Einschränkung der Beweglichkeit die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Auch ungewollte Bewegungen des Gepäcks auf dem Rücken können Fahrmanöver beeinflussen und im allerschlimmsten Fall Stürze auslösen!

Eine ausführliche Hilfe inklusive Packliste und richtiger Packtechnik, was man wann wie dringend benötigt und was man zuhause lassen kann, findest du hier.

MTB-Rucksack richtig packen
3 MTB Fahrer stehen zusammen, alle tragen Rucksäcke

Welche Passform und Größe sollte der MTB-Rucksack haben?

Das Volumen des jeweils perfekten Rucksacks bestimmt seine Packliste. Für maximalen Fahrspaß sollte das Modell gerade so groß sein wie nötig. Wichtig: Ein Wanderrucksack eignet sich nicht für ein Tour auf dem Mountainbike, generell nicht zum Radfahren. Die Lastverteilung ist eine komplett andere, das Tragesystem ist weniger auf Bewegungsfreiheit ausgelegt und bei der MTB typischen Haltung kommen sich Rucksack und Helm schnell in die Quere.  
Ein spezieller Rucksack für den Einsatz im Bereich Enduro, Freeride, Trail oder Cross Country sitzt grundsätzlich tiefer am Rücken und schmiegt sich flächiger an. Und – für die Highspeed-Disziplinen gehören zusätzlich Rückenprotektoren zum Zubehör.

„Individuelles Einstellen des MTB-Rucksacks bringt einen großen Zugewinn an Komfort und Freude,. Ohne diese Anpassung ist es mehr Zufall, wenn der Rucksack wirklich sitzt.“
Björn Altenhofer, Forschung und Entwicklung bei Ergon

Worauf sollte ich beim Einstellen des Rucksacks achten?  

Der erste wichtige Schritt bei der Anpassung vom Rückensystem und damit auf dem Weg zum besten Tragekomfort ist der Kauf in der richtigen Länge. Viele Modelle lassen sich bezüglich der Rückenlänge stufenweise einstellen, die Ergon Modelle zum Beispiel in vier Längen. Für den Fall, das Modell verfügt nicht über dieses Feature, sollte man seine Rückenlänge messen beziehungsweise beim Kauf kennen.

Mann trägt BX4 Rucksack

Messen der Rückenlänge

Zu deren Bestimmung braucht man zwei markante Punkte auf der eigenen Rückseite, deshalb empfiehlt es sich, mit einer Hilfsperson zu arbeiten. 

  • Das Kinn im Stehen auf die Brust legen und mit einem Finger vom Schädel aus mittig über die Wirbelsäule entlangstreichen. Auf Höhe der Schultern ragt der siebte Halswirbel (C7) mehr oder weniger spürbar weiter hervor, das ist Punkt eins.
  • Ebenfalls im Stand seitlich die Oberkante des Beckenkochens ertasten und ihr waagerecht bis zur Mitte des Rückens folgen, wo diese Linie sich mit der Wirbelsäule kreuzt, liegt Punkt zwei.
  • Mit einem Maßband am Rücken entlang den Abstand der beiden Punkte messen, eine feste Messlehre könnte nicht der Krümmung der Lendenwirbelsäule folgen.
  • Achtung: nicht bei allen Herstellern entspricht die Rückenlänge der vom Tragesystem, die Hersteller liefern entweder entsprechende Tabellen zur Umrechnung oder Einordnung in Kleidergrößen.

Beim Einstellen des MTB-Rucksacks ist das Anpassen der Rückenlänge also Schritt eins. Die allermeisten Bikerucksäcke benutzen Klettverschlüsse dafür. Bitte deren Flächen nach dem Einstellen wieder fest aneinanderdrücken. Als zweites sollte man alle Riemen am Rucksack lockern, nicht nur die Schultergurte. Jetzt folgt die Anpassung am Fahrer oder an der Fahrerin. 
Die meisten Modelle von Ergon bieten an der Stelle eine zusätzliche Möglichkeit, das Rückensystem an den Körper anzupassen. Eine biegsame Aluschiene, waagerecht oberhalb der Hüftgurtes ins Tragesystem eingelassen, kann so verformt werden, dass sie genau der Kontur des Körpers folgt. Durch diese Adaption an die Ergonomie von Bikern oder Bikerinnen richten sich die Polster ideal am Rücken aus. Sie liegen flächig an den jeweils richtigen Stellen auf und halten gleichzeitig die Lüftungskanäle offen. Zusätzlich geben die so angewinkelten Hüftpolster mehr seitliche Führung. Das verhindert die nervigen Pendelbewegungen vor allem im Wiegetritt.

 

Detailaufnahme vom BX4 Rucksack

Wie sitzt ein MTB-Rucksack perfekt?

Trotz anderen Schnitts sitzt der Fahrradrucksack ähnlich wie der für Wanderer hauptsächlich auf der Hüfte und kaum auf den Schultergurten. Deshalb wird nach dem Aufsetzen zunächst der Hüftgurt geschlossen. Tipp: Beim Einstellen sollte der Rucksack nicht leer sein. Sowohl Volumen als auch Gewicht sollten grob dem Setup während der Tour entsprechen.  

Die Last des Rucksacks sitzt perfekt, wenn der Hüftgurt zu zwei Dritteln seiner Breite oberhalb und einem Drittel unterhalb der oberen Beckenkante  verläuft. Am besten erfühlen lässt sich diese knöcherne Kante auf der vorderen äußeren Oberseite des Beckens. Liegen die Hüftpolster exakt auf, kann der Hüftgurt festgezogen werden. Seine Spannung sollte so sein, dass das gesamte Gewicht auf der Hüfte ruhen könnte, aber gleichzeitig die Tretbewegung nicht eingeschränkt wird.

So stramm wie nötig, so locker wie möglich

Die eigentlichen Schultergurte werden im nächsten Schritt so strammgezogen, dass ihre Polster geradeso anliegen. Sie sollten nahezu keine Last tragen und vor allem volle Beweglichkeit im Oberkörper und den Schultern zulassen. Als optische Bestätigung tragen die Ergon-Rucksäckle grüne Markierungen, die jetzt im Bereich der Schlüsselbeine liegen müssen, wenn der Rucksack richtig eingestellt wurde. Außerdem entfällt bei den Modellen von Ergon die Anpassung der Trägerweite an die Form der Schultern, die Träger sind oben frei beweglich aufgehängt und folgen automatisch der Anatomie.  

 

Als letztes muss der Brustgurt geschlossen und auf leichte Spannung gebracht werden. Er muss nur verhindern, dass durch Bewegungen die Schulterpolster nach außen von den Schultern rutschen. Auf keinen Fall sollte er das Einatmen begrenzen. 

Bei großen Bikerucksäcken findet man am oberen Ende der Schulterträger sogenannte Lageverstellriemen, die die Last zum Körper ziehen, manchmal auch als Lastenkontrollriemen bezeichnet. Auch für sie gilt: Gerade so stramm ziehen, dass der Rucksack im oberen Bereich nicht seitlich pendeln kann, aber gleichzeitig dem Schultergürtel ausreichend Freiheiten für alle Fahrmanöver lässt. Das Hauptgewicht muss tief am Rücken bleiben.

Mann trägt den BA2 Rucksack
„Einen Rucksack leer oder gar nicht anzupassen, kostet später viel Spaß auf dem Bike. Dass sich ein Fachhändler hier kompetent mit dem Kunden beschäftigt, ist eines der Anzeichen für gut geschultes Personal.“
Björn Altenhofer, Forschung und Entwicklung bei Ergon

Weitere einstellbare Features am Rucksack 

Je heftiger es beim Biken zugeht, desto fester muss die Ladung am Körper sitzen. Dabei helfen neben einer guten Packtechnik vor allem passende Fächer für schwere Gegenstände wie Trinkblase, Kettenschloss, Akku fürs Bike oder Ladegerät auf Mehrtagestouren. Kleinere Sachen wie Flickzeug, Reifenheber, Pumpe oder Riegel halten am besten in elastischen Innentaschen oder eingewickelt in Bekleidung. Dritte Möglichkeit, Bewegung von losen Gegenständen zu vermeiden, sind Gurte, also längenverstellbare Riemen, mit denen man die Ladung an die Rückenplatte fixieren kann. Das Öffnen und Schließen verlängert natürlich die Zeit des Zugriffs auf die Innenfächer.  
Auch dafür hat Ergon seinen Rucksackmodellen ein cleveres Add on für mehr Tragekomfort verpasst. Die unteren Enden der Schulterriemen verlaufen um den Rucksack herum und erzeugen Spannung auf den unteren Teil des Hauptfachs sowie die Seitentaschen, also genau dort, wo die schweren Gegenstände verpackt sind. Das verhindert effizient seitliches Pendeln beim Fahren, ohne, dass man sich um extra Spann- oder Kompressionsriemen kümmern muss.

3 MTB Fahrer im Wald

Einstellung ist gut – Kontrolle ist besser

Theorie und Praxis sind immer noch zwei Paar Schuhe, auch wenn es darum geht, seinen MTB-Rucksack richtig einzustellen. Deshalb empfiehlt es sich, gerade vor Mehrtagestouren oder bei technisch besonders anspruchsvollen Kursen vorab zu überprüfen, ob der Rucksack wirklich richtig sitzt. Das gilt besonders bei neuen Rucksäcken oder einer stark abweichenden Packliste – und geht schnell:

  • Auf und ab springen, der Hüftgurt sollte trotz Beladung nicht über die Beckenkante nach unten rutschen, sonst etwas fester ziehen. 
  • Mit dem Oberkörper in ähnliche Vorlage gehen wie auf dem Rad, Hände nach vorn strecken, die Schulterträger dürfen weder den Kontakt zur Schulter verlieren noch einschneiden. 
  • In Radhaltung mehrfach maximal tief ein- und ausatmen, der Brustgurt darf auf keinen Fall ein Hindernis für das Heben des Brustkorbs sein.  
  • Kopf maximal zur Seite und besonders nach hinten neigen, Helm und Rucksack dürfen sich nicht berühren. 
  • Der Brustgurt ist meist auch in der Höhe verstellbar, er sollte weder an den Brustwarzen reiben, noch so nah am Hals sitzen, dass man das Gefühl haben könnte, stranguliert zu werden. 
  • Wieder in Fahrposition das Vorneigen, Seitneigen und Verdrehen des Rumpfes probieren, die Beweglichkeit von Oberkörper und Rumpf darf nicht eingeschränkt sein.

Im Video: Tutorial zum richtigen Einstellen diverser Ergon-Modelle

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