Brennende Fußsohlen beim Fahrradfahren – Ursachen und Maßnahmen

Fahrradfahrerin zieht Radschuhe auf einer Treppe an.

Brennende Fußsohlen beim Fahrradfahren – Viele Radfahrer klagen über brennende Füße. Wir zeigen Dir die besten Experten-Tipps dagegen!

Brennende Fußsohlen beim Fahrradfahren

Dass die Oberschenkel oder gar die Lungen brennen, liegt beim Radfahren irgendwo zwischen vertretbarem Übel und Zeichen für einen guten, intensiven Tag im Fahrradsattel. Reines Übel sind dagegen brennende Fußsohlen. Was landläufig als Läuferkrankheit verschrien ist, kostet auch viele Biker und Bikerinnen den Spaß am Radfahren. Und dieses Gefühl hat nichts mit den herrschenden Temperaturen zu tun! Bei manchen treten die Probleme entlang der Fußsohlen erst nach Stunden auf, bei anderen nerven brennende und schmerzende Fußsohlen und taube Zehen schon nach Minuten. Abzustellen sind diese Probleme im Allgemeinen schon, leider rühren solche Fußschmerzen von sehr unterschiedlichen Ursachen her. Sie können von der Wadenmuskulatur und der Achillessehne über das Fußgewölbe und die Plantarfaszie bis ins Quergewölbe im Vorfuß verortet sein. Manchmal werden brennende Füße zusätzlich noch von Taubheitsgefühlen und punktuellen Druckschmerzen begleitet.

Was können brennende Füße auf dem Rad bedeuten?

Eines haben alle Symptome im Umfeld brennender Fußsohlen gemeinsam: Sie rühren von Über- und oder Fehlbelastungen her. Theoretisch kann sogar eine nicht ergonomische Sitzposition die Probleme auslösen. Zu deren Ausschluss lohnt sich immer ein Bikefitting mit entsprechender Anleitung. Deutlich häufiger bewahrheitet sich als Ursache ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zum Beispiel: die Form und eventuelle Vorschädigungen des Fußes, dessen Position und Druckverteilung im Schuh, Interaktion der Füße mit den Fußbetten oder speziellen Einlagen bis hin zur Positionierung des Fußes beziehungsweise des Schuhs auf dem Pedal. Folgende vier Auslöser sind am wahrscheinlichsten:

Reizung oder Entzündung der Plantarfaszie (Plantarfasziitis): Diese flächige Sehne verläuft von der Ferse entlang der gesamten Fußunterseite zum Vorfuß. Zusammen mit dem Fußgewölbe bildet sie eine Art Schützenbogen. Wie dessen Sehne wird die Plantarfaszie gespannt, wenn der Fuß belastet und das Gewölbe nach unten gedrückt wird. Ungewohnt viel Stehen, Gehen und auch Radfahren kann vor allem die Kontaktpunkte der Faszie an Fersenbein und Quergewölbe Reizen. Aber auch punktuellen Druck in ihrer Mitte quittiert die Sehne mit Symptomen, unter anderem einem Brennen (s.u.). Zivilisationsbeschwerden wie Platt- und Senkfüße begünstigen solche Symptome und Beschwerden. 

Gestauchte Mittelfußknochen (Metatarsalgie): Etliche Nerven und Blutgefäße ziehen aus dem Bereich der Zehen durch den Mittelfuß in Richtung der Fußgelenke. Durch das ständige Auf und Ab können sich ermüdete Füße absenken und damit die Kanäle für diese Nerven und Adern einengen. Das gilt für das Längsgewölbe wie für das Quergewölbe. Das Gleiche kann auch durch zu enge Schuhe passieren. Besonders durch zu schmale Schuhe auf Höhe der Fußballen wird das Quergewölbe seitlich gestaucht, quasi künstlich in einen engeren Radius gedrückt. Zusätzlich findet genau hier die Kraftübertragung ins Pedal statt, die Knochen werden also stark und unnatürlich belastet. Beides zusammen kann auch zu erwähnter Metatarsalgie führen.  

Verkrampfte Zehenbeuger: Auch das Gegenteil kann zu Schmerzen und Brennen im Bereich der Fußgewölbe und Sohlen führen. Deutlich zu weite Schuhe fühlen sich für den Körper wie ein kontinuierliches Rutschen auf dem Untergrund an. Der darauffolgende Reflex stammt evolutionär aus Zeiten, als Menschen noch barfuß über den Boden oder auf Bäumen unterwegs waren, die Zehen versuchen zu greifen. Da das in einem Schuh keinen Effekt hat, verstärkt sich der Greifreflex bis zu krampfartigem Krallen. Die verantwortlichen Beuger der Zehen beziehungsweise ihre Sehnen verlaufen ebenfalls entlang der Fußsohle bis in die Wadenmuskulatur und sind so dauerhaft angespannt, obwohl über die Zehen beim Radfahren an sich kaum Druck übertragen wird. Diese Verkrampfung der Zehenbeuger kann auch als brennende Fußsohlen empfunden werden.  

Konzentrierte Druckverteilung am Pedal: Spezielle Radschuhe mit steifer Sohle, und nicht nur die aus Carbon, können für Entlastung der Mittelfußknochen sorgen. Biomechanisch optimal ist eine Druckübertragung von den Zehengrundgelenken auf die Pedalachse. Beim Bikefitting wird hier explizit auf die richtige Positionierung der Füße auf dem Pedal oder die korrekte Ausrichtung der Cleats auf der Sohle von Rennradschuh oder MTB-Schuh geachtet. Abweichendes Aufsetzen der Füße und ganz besonders mit sehr weichen Sohlen zum Beispiel von Sportschuhen führt dazu, dass die Achse oder sonstige Teile des Pedals sich in die Sohle drücken und die Tretenergie nicht flächig wie bei Radschuhen weitergeben. Das ist für den Fuß, als stünde man barfuß auf einer dünnen Stange. Der Druck überträgt sich auf Areale der Fußsohle, die dafür nicht gemacht sind oder sogar auf oben erwähnte Plantarfaszie.

Radschuh auf Pedal mit Details zur Schuhkonstruktion.

Was hilft gegen brennende Fußsohlen?

Viele oder quasi alle diese Ursachen lassen sich mit der passenden Schuhwahl fürs Radfahren, mit ergonomischen Einlegesohlen, mit korrekt eingestellten Pedalcleats, mit einer korrekten Sitzposition und, falls das alles nicht hilft, mit einer angepassten Intensität auf dem Fahrrad abstellen. Wer im täglichen Leben viel läuft, geht oder steht, sollte als erstes diese Belastung senken oder sein Schuhwerk auf Dämpfung und Fußbett überprüfen.  

 

Achtung: Einlagen und Fußbette, die das Längsgewölbe mit starker und wenig flexibler Wölbung unterstützen, drücken gleichzeitig in die Plantarfaszie hinein und belasten diese zusätzlich zu den Impulsen beim Aufsetzen und Abrollen. Das gilt für Alltags-, Lauf- und Radschuhe.

Das ist übrigens auch der Grund, warum die Ergon Einlegesohlen den Fuß eher von der Innenseite unterstützen und weniger durch eine Erhöhung in der Sohle. Sie halten so die Sprunggelenke in einer natürlichen Position, ohne von unten in die Plantarfaszie zu drücken. Das gleiche Stützprinzip kommt bei einem überraschend großen Pool von Elitefahrern auf dem Rennrad zum Einsatz. Es basiert darauf, die Tretenergie über exakt die gleichen drei Punkte zu übertragen, wie beim Gehen. Groß- und Kleinzehballen sowie Ferse werden dazu auf gleiche Höhe ausgerichtet, während eine sanfte Wölbung nach oben Richtung Innenknöchel verhindert, dass der Fuß beim Treten zur Kurbel hin einknickt.  

So eine ergonomische Sohle fürs Radfahren macht zusätzlich einen zu weichen Schuh auch fester, das erwähnte Durchdrücken der Pedalachse wird im Gegensatz zu einem klassischen Fußbett abgemildert. Trotzdem ist gerade für Vielfahrer oder bei längeren Strecken ein echter Fahrradschuh mit einer entsprechend steifen Sohle zu empfehlen. Ob man zusätzlich Klickpedale nutzt, oder den Schuh ohne Cleats fährt, ist dafür zweitrangig. Wenn man Cleats benutzt, sollte man sie gewissenhaft einstellen und auf einen Rest Bewegungsfreiheit achten.

„Füße dehnen sich während der Fahrt etwas aus, Radschuhe sollten also anfangs locker sitzen. Eine gute Prävention gegen Sohlenbrennen sind ebenfalls weiche, nahtfreie Socken. Und wenn man die Füße in der Aufwärtsphase der Kurbelumdrehung bewusst entlastet, beziehungsweise hochzieht, nimmt man damit den Druck von den Mittelfußknochen und damit den Kanälen für Nerven und Blutgefäße.“
Dr. Kim Tofaute, Ergonomie Experte bei Ergon
Ergon Einlegesohle wird in einen Schuh eingesetzt.

Fazit

Kann man eine Überbelastung der Plantarfaszie im Alltag und eine Vorschädigung des Fußes als Grund für die chronisch brennenden Fußsohlen beim Radfahren ausschließen, und stehen die Füße biomechanisch korrekt mit dem Fußballen auf der Pedalachse, bleibt meistens nur noch das inadäquate Schuhwerk als Auslöser übrig. Spezielle Radschuhe mit ihren festen Sohlen verteilen den Druck aufs Pedal über den gesamten Fuß und senken so die Gefahr von Falschbelastungen der Mittelfußknochen oder der großen Faszie entlang der Fußsohle. Wichtig bei der Passform ist auf dem Rad weniger die Länge des Schuhs, sondern seine Breite im Vorfußbereich. Sollte das Problem mit den brennenden Füßen dann immer noch bestehen, sind clevere Einlegesohlen der nächste Schritt. Wie beschrieben sollten die nicht zu prominent ausgeformt sein! 
Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskeln und der Achillessehne sowie Kräftigungsübungen für die Sprunggelenke und Zehenbeuger können zusätzlich oder prophylaktisch helfen, betont auch unser Ergonomie-Experte Dr. Tofaute.

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