Karpaltunnelsyndrom beim Radfahren – So lassen sich Schmerzen vermeiden.

Zwei Radfahrer vor Weinbergen. Fokus auf GP1 Evo Fahrradgriff von Ergon.

Karpaltunnelsyndrom beim Radfahren – So lassen sich Schmerzen und taubgefahrene Finger vermeiden. In unserem Artikel zeigen wir Dir, wie Du schmerzfrei Radfahren kannst.

Was ist das Karpaltunnelsystem, wie wirkt es sich aus, wie kann man vorbeugen oder therapieren?

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist eine häufige Erkrankung, die durch die Kompression des Medianusnervs (Mittelnerv) im Handgelenk verursacht wird. Dieser Nerv verläuft durch den sogenannten Karpaltunnel, einen engen Kanal der durch Knochen und Bindegewebe räumlich eingegrenzt ist, der den Nerv und einige Sehnen schützt. Wenn der Tunnel verengt wird, sei es durch Schwellungen, Entzündungen oder strukturelle Faktoren, entsteht Druck auf den Nerv, was zu Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Fingern führen kann. Ist der Mittelnerv betroffen, sind zumeist Daumen, Zeige-, Mittel- und Teile des Ringfingers betroffen, während bei erhöhtem Druck auf den Ulnanerv der kleine Finger und Teile des Ringerfingers kribbeln oder schmerzen können.

Hand mit Animation, wo die Nerven durch das Handgelenk laufen.

Wie entsteht das Karpaltunnelsyndrom?

Das Karpaltunnelsyndrom kann beim Radfahren problematisch sein, da das ständige Aufstützen der Hände auf den Lenker zum Abknicken und somit einer erhöhten Belastung des Handgelenks führt. „Beim Radfahren ist vor allem ein Abknicken des Handgelenks ursächlich. Es gibt allerdings auch viele weitere Faktoren, wie zum Beispiel weitere Fehlhaltungen, einseitige Belastungen und Vibrationen“, sagt Dr. Kim Tofaute, Diplom-Sportwissenschaftler und Ergonomie-Experte bei Ergon. Auch, so Tofaute, seien Radler in höherem Alter (über 40) häufiger betroffen. Auch oder gerade bei E-Bike-Fahrern gäbe es Probleme mit dem Karpaltunnelsyndrom, weil hier mehr Gewicht auf den Händen laste, da durch die Motorunterstützung weniger Last von den Beinen übernommen werde. „Und Frauen“, so der Ergonom, „sind drei- bis viermal häufiger als Männer betroffen.“

Dr. Kim Tofaute hält Ergon GP1 Griff an Modell einer Hand.

Wie äußert sich das Karpaltunnelsyndrom?

Der beim Karpaltunnelsyndrom komprimierte Medianerv versorgt den Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Teile des Ringfingers. Die Symptome können von leichtem Kribbeln, Missempfindungen und Taubheitsgefühl im Finger (oder den Fingern) bis hin zu starken Schmerzen und Funktionsverlust - so kann es zu Einschränkungen beim Bremsen und Schalten kommen – in diesen Bereichen und somit auch der gesamten Hand reichen. Besonders bei Radfahrern kann die nicht ergonomische Position der Hände, und die dadurch falsche Belastung des Handgelenks die Symptome verschlimmern.

Zwei Personen untersuchen ein anatomisches Modell einer Hand, das Muskeln, Sehnen und Knochen zeigt. Das Modell wird zur Erklärung der Handergonomie verwendet.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom behandelt?

Die Behandlungsmöglichkeiten der Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms hängt vom Schweregrad der Symptome ab. In leichten Fällen kann eine konservative Behandlung helfen, während schwerere Fälle möglicherweise eine Operation erfordern.

  1.  Konservative Behandlung:
    • Handgelenkschienen: Diese helfen, das Handgelenk in einer neutralen Position zu halten und so den Druck auf den Medianusnerv zu reduzieren.
    • Medikamente wie Ibuprofen können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
    • Physiotherapie: Spezielle Übungen zur Stärkung der Hand- und Unterarmmuskulatur sowie Dehnungen können helfen, den Druck auf den Nerv zu verringern.
    • Kortison-Injektionen: In schweren Fällen kann eine Injektion von Kortikosteroiden die Entzündung und Schwellung im Karpaltunnel reduzieren.
  2.  Chirurgische Behandlung (Karpaltunnel OP):
    • Wenn die konservativen Maßnahmen nicht wirksam sind oder die Symptome schwerwiegend sind, kann eine Karpaltunneloperation notwendig sein. Bei diesem Eingriff wird das Karpalband (das Dach des Karpaltunnels) durchtrennt, um den Druck auf den Medianusnerv zu verringern.

Wie lange dauert es, bis ein Karpaltunnelsyndrom geheilt ist?

Die Heilungsdauer variiert je nach Schweregrad der Symptome und der gewählten Behandlungsmethode. Bei konservativer Behandlung können sich leichte bis mittelschwere Symptome in wenigen Wochen oder Monaten bessern. Nach einer Operation dauert die vollständige Heilung in der Regel mehrere Wochen bis Monate. Viele Patienten berichten von einer sofortigen Linderung der Schmerzen nach der Operation, obwohl es einige Zeit dauern kann, bis die volle Kraft in der Hand zurückkehrt. Physiotherapie kann helfen, den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Wie kann ich dem Karpaltunnelsyndrom mit Einstellungen am Fahrrad vorbeugen?

1. Bikefitting: 

Ein professionelles Bikefitting sorgt dafür, dass dein Fahrrad optimal auf deine Körperproportionen abgestimmt ist. Achte dabei besonders auf die Position des Lenkers und des Fahrradsattels, um den Druck auf die Handgelenke zu minimieren. Möchtest du nicht in ein kostspieliges Bikefitting investieren, so findest du mit der Ergon Fitting Box ein günstiges und sehr gutes Tool, mit dem du dein Rad besser auf dich und deine Bedürfnisse einstellen kannst.

Inhaltsdarstellung der Fitting Box Touring

2. Lenkerhöhe und -neigung: 

Ein zu niedriger Lenker führt dazu, dass mehr Gewicht auf die Hände und Handgelenke verlagert wird. Eine etwas höhere Position des Lenkers kann helfen, den Druck zu verringern. Hierzu kann oder muss eventuell der Vorbau eingestellt oder ausgetaucht werden. Auch der Backsweep (also die Biegung des Lenkers nach hinten zum Fahrer hin) kann eine Rolle spielen. Mit einem Lenker, der stärker nach hinten gebogen ist, wird oft die Gewichtsbelastung auf die Hände reduziert. Zudem kann die veränderte Winkelstellung der Handgelenke zu Verbesserungen führen.Ergon hat mit dem GC1 übrigens einen Fahrradgriff im Portfolio, der extra für Lenker mit Backsweep konstruiert wurde und hilft, die Handgelenke zu entlasten, und somit Taubheit in den Fingern zu vermeiden. 

Ergon Fitter bei der Lenkereinstellung beim Indoor Bike Fitting mit der Fitting Box

3. Griffe oder Lenkerband

Viele Radfahrer winkeln ihre Handgelenke zu stark ab. Ergonomische Fahrradgriffe von Ergon können mit ihrer großen und ergonomisch geformten Auflagefläche hier gute Abhilfe schaffen oder auch vorbeugen. Wie zum Beispiel der Flügelgriff Ergon-Griff GP1 Evo, der, ist er einmal optimal eingestellt, die Hand des Radlers in eine ergonomische Haltung bringt. Und auch für Radler mit Dropbar (Rennlenker) gibt es Lösungen. Hier bietet Ergon mit gut dämpfendem Lenkerband oder sogar den BT Orthocell Pads gute Möglichkeiten, dem zu hohen Druck auf die Handflächen entgegenzuwirken.

Hand umfasst Ergon GP1 Fahrradgriff, montiert an Touren-Fahrrad.

4. Handschuhe mit Polsterung: 

Spezielle gepolsterte Handschuhe für Radfahrer absorbieren Vibrationen und reduzieren den Druck auf die Handnerven. Das kann helfen, die Belastung auf den Karpaltunnel zu minimieren.

Hand mit Allround-MTB-Handschuh HM2 umschließt Ergon Fahrradgriff.

5. Haltung ändern: 

Wechsel die Handposition regelmäßig, um die Belastung auf die Hand und die Unterarmmuskulatur zu reduzieren. Achte bei der Auflage der Hände auf den Lenker, dass der Druck auf die Handflächen gleichmäßig verteilt ist. Verwende Griffe, die eine neutrale Handgelenkstellung fördern. Ergon bietet dafür den neu entwickelten Griff GT1 an, auf dem vier verschiedene Greifpositionen möglich sind.

Nahaufnahme des Ergon GT1 Fahrradgriffs am Touren-Fahrrad.

6. Handgelenke neutral halten: 

Vermeide es, die Handgelenke zu stark zu beugen, während du den Lenker hältst. Eine neutrale Handgelenksposition (gerades Handgelenk) reduziert die Spannung auf den Nerv.

7. Regelmäßige Pausen: 

Mache regelmäßige Pausen, besonders auf langen Fahrten. Das hilft, die Belastung der Handgelenke zu verringern. Zudem können sich alle beteiligten Strukturen, wie auch die Muskulatur, erholen.

Mann und Frau an rundem Tisch mit Blick auf einer Karte in einer Pausensituation. Im Hintergrund stehen zwei Touren-Fahrräder.

Karpaltunnelsyndrom - Trotzdem biken?

Mit einem Karpaltunnelsyndrom musst du nicht unbedingt auf das Radfahren verzichten, jedoch ist es wichtig, auf deinen Körper zu hören und bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, um die Symptome nicht zu verschlimmern. Dr. Kim Tofaute rät dazu, verschiedene, aktive und passive, Elemente beim Radfahren im Auge zu behalten. „Erholung und Entspannung durch Pausen sind wichtig, zudem der Wechsel der Hand- und Armhaltung“, sagt der Sportwissenschaftler. Auch das Ausschütteln der Arme und Ausgleichstraining dürfen nicht vernachlässigt werden. Unter passiven Elementen versteht Tofaute darüber hinaus, ergonomische Lenker und Griffe, sowie die richtige Positionierung des Fahrers auf dem Rad. Außerdem seien Armschienen und/oder Handgelenksbandagen eine gute Unterstützung beim Radfahren, wenn man schon unter Symptomen leide.

Zusammengefasst sollten Biker die folgenden Punkte beherzigen:

  • Symptome ernst nehmen: 

    Sobald du Schmerzen oder Taubheitsgefühle in den Händen spürst, solltest du eine Pause einlegen und den Körperteilen eine Erholung gönnen. Überprüfe auch deine Sitzposition und die Ergonomie des Lenkers und der Griffe.

  • Vorbeugung statt Heilung: 

    Präventive Maßnahmen wie das Tragen von gepolsterten Handschuhen, das Ändern der Handposition und ein gut abgestimmtes Bikefitting sind entscheidend, um Probleme zu vermeiden.

  • Richtig aufwärmen und dehnen: 

    Dehnungsübungen für die Handgelenke und Unterarme vor und nach dem Radfahren können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskeln zu entspannen.

Hand umschließt Ergon Fahrradgriff GP2.

Fazit

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine häufige Ursache für Schmerzen und Taubheit in den Händen, besonders bei Aktivitäten wie Radfahren, bei denen die Handgelenke stark belastet werden. Eine korrekte Fahrrad-Einstellung, ergonomisches Zubehör und regelmäßige Pausen sind entscheidend, um das Risiko zu minimieren. Mit der richtigen Vorsorge und Anpassungen können viele Radfahrer trotz eines Karpaltunnelsyndroms weiterhin ihrem Hobby Radfahren nachgehen.

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